Sachstand 6. Dezember 2011
Bericht Giseal Bednarek
Hier ein kurzer Überblick – über die Eröffnung brauche ich ja nicht mehr berichten, da dies sicherlich ausgiebig durch Ute und Rainer Dutzmann sowie Dr. Torsten Schmidt und Klaus Jakubowski inzwischen geschehen ist.
Von Herrn Müllenbruch, Heinsberg, haben wir einen Krankenwagen gespendet bekommen. Er hat ihn einfach (ohne Absprache) ausgesucht, überholen lassen und per Schiff auf den Weg gebracht, um ihn am Eröffnungstag selbst übergeben zu können. Die Übergabe hat aber leider nicht geklappt, da das Fahrzeug erst am 17.11., am Tag seiner Rückkehr, freigegeben wurde. Es ist ein LT-Diesel-Allradfahrzeug und hat seine erste Probe mit der Fahrt nach Telu gut überstanden. Insofern können wir den vom Pius-Hospital gespendeten zweiten Krankenwagen im Ort und auf Asphaltstraßen einsetzen. Das ist eine sehr gute Kombination.
Am 26.11. haben wir vertretungsweise für Herrn Eduard Müllenbruch den Krankenwagen in Bo und Telu vorgestellt. Wir sind damit in den Ort gefahren. Die Krankenschwestern haben gesungen, geklatscht, gelacht, Leute informiert. Nachmittags sind wir nach Telu gefahren. Die Leute in Telu haben gesagt, der Krankenwagen sei so schön, dass man gerne krank sein und sich mit dem Fahrzeug transportieren lassen möchte. Auf der Rücktour von Telu nach Bo hat der Krankenwagen die durch das Gewitter neu entstandenen Wasserlöcher sehr gut geschafft. In Bo wieder angekommen, versagte auf den letzten 100 m das Licht, da die Batterien durch den hohen Stromverbrauch - die Klimaanlage und Blaulicht waren an - wohl nicht entsprechend nachgeladen werden konnten. Insofern ist man um eine Erfahrung reicher. So fuhren wir nur noch mit den beiden oberen Scheinwerfern bis zum Hospital. Inzwischen ist aber alles in Ordnung.
Heute gegen 10 Uhr konnte ich mit Musa Bainda telefonieren. Er teilte mit, dass er in den letzten Tagen wegen Notfälle mit dem Krankenwagen nach Telu fahren und Kranke in unser Hospital nach Bo bringen musste. Weiter berichtete Musa Bainda: Im Hospital sind inzwischen 6 Babys geboren: 4 Mädchen und zwei Jungen. Davon haben zwei Mädchen den Namen „Gila“ und ein Junge den Namen „Musa“ bekommen. Musa Bainda sagte, dass es Glück bringen würde, wenn als erstes Kind in einer Familie oder, wie hier in unserem Hospital, ein Mädchen geboren werden würde. Musa Nr. 2 ist bei Taschenlampenlicht geboren - ich war dabei, ein tolles Erlebnis-, da der Junge es zu eilig hatte und wir es nicht schnell genug geschafft haben, das Notstromaggregat anzuschalten. Die Mutter ist 19 Jahre alt und es ist ihr zweites Kind. Das erste Kind hat sie mit 15 Jahren bekommen. Leider ist das keine Ausnahme. Oft sind diese Mütter, die selbst noch Kinder sind, nie zur Schule gegangen bzw. werden früh verheiratet und schwanger oder werden aus Unkenntnis schwanger. Ich habe ihr gesagt, dass zwei oder höchstens drei Kinder genug seien, um diesen die Möglichkeit einer Schulbildung zukommen lassen zu können. Weiter habe ich sie gefragt, wie viele Kinder sie denn noch haben möchte. Antwort: 8 Kinder, da 4 Kinder sowieso sterben würden und die restlichen Kinder für sie sorgen müssten, wenn sie eine alte Frau sei. Insofern bedarf es noch vielerlei Aufklärung in Schulen und auch in unserem Hospital.
Morgens um 8 Uhr warten in dem Entbindungswarteraum schon immer ca. 20 Schwangere und Mütter mit ihren Kindern darauf, behandelt zu werden. Im Laufe des Vormittags kommen weitere Patienten hinzu. Behandlungen für Schwangere und Kinder unter 5 Jahren sind inzwischen frei. Das berichtete auch die First-Lady während der Eröffnung. Das ist natürlich eine tolle Sache und verringert hoffentlich die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit.
Der große Warteraum auf der rechten Seite im Hospital wird noch nicht so stark besucht. Das hängt aber auch damit zusammen, dass noch nicht allen Menschen das Hospital bekannt ist (viele können nicht lesen, und Fernseher gibt es für viele schon gar nicht) und die Menschen für ihre Registrierung und Behandlung bezahlen müssen und - logischerweise - nur die Menschen eine kostenlose Behandlung bekommen, die tatsächlich nicht bezahlen können.
Musa Bainda berichtete heute morgen weiter, dass er angefangen hat, den vorhandenen Wassertankaufbau um drei Wassertanks á 3.000 Liter zu vergrößern, da das vorhandene Wasser nicht ausreicht (insges. ca. 4.000,00 EURO für Aufbau und Kauf von drei Wassertanks).
Als ich mich auf den Rückweg nach Deutschland gemacht habe, hätte ich fast wegen falscher Übermittlung der Abfahrtszeiten der Speedboote nach Freetown meinen Flieger verpasst. Aber es hat irgendwie - natürlich mit Zusatzkosten - doch geklappt, so dass ich meinen Flieger noch erreicht habe. Und diese Verzögerung hatte auch etwas Gutes: Ich habe am Anleger einen Mann aus Hamburg kennengelernt. Daraus hat sich ergeben, dass dieser Mann zukünftig monatlich 50 EURO spenden will für Hospitalpersonalgehalt. Toll, oder?!