Im Zuge der Ebola-Epidemie in Westafrika musste das Patenprojekt der Oldenburger Krankenhäuser im August 2014 geschlossen werden, da es, wie die meisten Gesundheitsstationen vor Ort, weder Personal noch Patienten gegen das Ebolavirus schützen konnte. In dieser Situation nutzte das Team vor Ort unter Leitung von Musa Bainda seine lokalen Kenntnisse, um mit der Welthungerhilfe und Action medeor zu kooperieren. Sie besuchten Familien von Ebola-Opfern, Waisenhäuser und abgeschiedene Dörfer, verteilten Nahrungsmittel und Medikamente. Parallel informierten die Krankenschwestern über Ebola.
Daraus erwuchs Anfang 2015 das Pilotprojekt des Post-Ebola-Care-Centers Bo, einer Einrichtung für Ebolaopfer mit dem Ziel ihrer Resozialisierung. Aus Glauben an böse Geister und Angst vor Ansteckung werden sie häufig von ihren Familien verstoßen.
Die Kooperationspartner, denen sich unser Personal während der Epidemie zur Verfügung stellte, konnten kein Geld für das Überleben des Gila Hospitals erübrigen. Auch finanzielle Mittel aus offiziellen Ebola-Hilfsgeldern blieben verwehrt. Selbst im Anschluss an einen Fernsehbeitrag, der auf Wunsch des ZDF zum Thementag Ebola mit „Hilfe direkt“ in Oldenburg gedreht wurde, erhielten die Clinic Bo aus der bundesweiten millionenschweren Spendensumme keinen Cent.
Die Überbrückungs- und Anschubfinanzierung zur Wiedereröffnung des Gila-Hospitals kam vielmehr allein aus Oldenburg, als Herr Dr. Tenzer, Geschäftsführer des Klinikum Oldenburg, die Patenschaft „5 für Bo“ reaktivierte. Aktionen in der Oldenburger Innenstadt sowie als Krönung der große Spendenlauf Oldenburg-Groningen im April erbrachten um die 30.000 €.
Mit diesem Geld konnten die Gehälter aller Mitarbeiter in Bo ergänzt und die laufenden Gebäudekosten des Hospitals gedeckt werden. Zudem konnte gemeinsam mit Action medeor ein kleines Außengebäude errichtet werden, welches die Triage, d.h. Einordnung von Patienten nach Infektiosität, ermöglicht. Mit Rückzug der Epidemie aus Bo im Frühjahr wurde das Hospital am 1. Juni 2015 wieder geöffnet, zunächst in Eigenregie der Krankenschwestern und Hebammen. Schwerpunkt war jetzt, nach deutlich erhöhter frühgeburtlicher Sterblichkeit in der Ebolakrise, die sichere Geburtshilfe. Seit Juni wurden etwa 400 Kinder geboren, mit einem lokalen Chirurgen in Rufbereitschaft für notwendige Eingriffe. Nur drei frühgeborene Säuglinge verstarben peripartal, alle Mütter überlebten. Seit Ende Oktober ist Dr. Forkel, pensionierter Allgemeinarzt aus Hamburg, in Bo. Unter seiner Leitung wird das gesamte Leistungsspektrum der Clinic Bo wieder angeboten.
Am 7. November wurde Sierra Leone von der WHO ebolafrei erklärt, nachdem über 42 Tage, entsprechend zwei Inkubationszeiten, kein neuer Fall im Land aufgetreten war. Das Land atmet auf, jedoch bleibt die Wachsamkeit auf hohem Niveau erhalten. Zeitgleich wurde das neue Triage-Gebäude angrenzend an die Clinic eröffnet, das auf die Erkennung eventuell neuer epidemischer Ausbrüche zielt.
Bericht: Dr. Nicole Gorris-Vollmer